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Alice Pedon und die Werte, die uns die Berge vermitteln

Ein botanischer Garten auf 2.000 Höhenmetern.

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Ein Feld mit über vierzig verschiedenen Pflanzen, Heilkräutern und Bio-Äpfeln, wo einst nur Mais und Kartoffeln wuchsen, erworben durch hart Erspartes und bewirtschaftet mit vielen Opfern, großer Hingabe und harter Arbeit. Eine Hütte, namens Herbarium, die Workshops und nach Wald duftende Veranstaltungen beherbergen kann. Ein botanischer Garten auf 2.000 Höhenmetern, wo das Edelweiß zu Hause ist und wächst und gedeiht. Ein Kräuterladen, in dem all diese wunderbaren Pflanzen in Form von Cremes, Salben, ätherischen Ölen oder Kräutertees in lieblich gepflegten Verpackungen zu finden sind. Eine kleine Unterkunft, um für kurze Zeit in das rurale Leben einzutauchen. All das ist Naturalpina, Alice Pedons verwirklichter Traum und vielseitiges Projekt in der Nähe von Belluno. Geboren und aufgewachsen in Padua beginnt Alice ihr Berufsleben zunächst in der Modebranche, trägt die Liebe zu den Bergen jedoch stets im Herzen. Als sie gemeinsam mit ihrem Mann, einem Segler aus Belluno mit dem Meer im Blut, beschließt eine Familie zu gründen, nimmt ihr Traum langsam Gestalt an. So kamen nach und nach die drei Kinder, das Feld, welches es zu bewirtschaften galt, ein Gebäude, das von Grund auf neu gebaut werden musste und die viele Recherche und das Studium, um die heimischen Pflanzen kennen und nutzen zu lernen. Ein steter Begleiter dabei war die Verbindung zu den Wurzeln und die tiefgründigen Lehren, die einem die Berge schenken, wenn man nur auf sie hört.

Alice, was haben dich die Berge gelehrt, für die Arbeit und für dein Leben?

Für mich waren die Berge immer schon eine Quelle tiefer Prinzipien und der Authentizität. Gerade aufgrund ihrer Unzugänglichkeit, bewahren sie eine Reihe von Werten, die anderswo bereits der Hektik des modernen Alltags weichen mussten. Für mich waren sie immer ein sicheres Zuhause, in einer wunderschönen Umgebung. Wir arbeiten hier oben ausschließlich mit Zutaten, die wir selbst anbauen und die mit diesem Ort verbunden sind. Wir wollen den Menschen, die uns besuchen, zeigen, dass die Natur immer wichtige Botschaften vermittelt. Unser Interesse gilt den Wurzeln, der Art, wie die Dinge einst gemacht wurden, im Einklang mit der natürlichen Umgebung und mit ihrer Einfachheit. Wir verwenden nur, was bereits vorhanden ist und tun nur so viel, wie wir schaffen.

 

Worin, glaubst du, liegt das Geheimnis dieses Ortes, den ihr geschaffen habt, und der Produkte, die ihr herstellt?

Hier kann man die Ruhe und den Frieden der Berge einatmen. Es ist einfach wunderbar, dem Rhythmus der Jahreszeiten folgen zu können, denn man lernt dabei den Wert der Geduld. Es sind immer die Menschen, die sich an die Zeit der Natur anpassen müssen, niemals umgekehrt. Geerntet wird bloß einmal im Jahr, man muss diesen Zyklen folgen. Und durch die Nutzung dieser, unserer natürlichen Produkte, wird auch eine Verbindung zur Natur spürbar.

 

Wie schaffst du es so viel Ästhetik in dein Projekt zu bringen?

Mein Vater hat mir von klein auf beigebracht, auf Details zu achten. Somit wurde ich sehr präzise, teilweise fast penibel. Meine Erfahrungen in der Modebranche (ich habe in einem Designbüro für Luxusbrands gearbeitet und auch im Marketing mitgemischt) haben mich in heutigen Stilentscheidungen sicher genauso beeinflusst, wie meine Reisen in skandinavische Länder und meine Leidenschaft für englische Gärten. Auch die Natur selbst ist eine große Inspiration. Wenn man versucht eine bestimmte Vorstellung von Einklang zu vermitteln, findet man in der Natur bereits alle Töne und Farben, die dafür nötig sind.

 

Welche Vorstellung von den Bergen versucht ihr euren Kindern zu vermitteln?

Unsere Kinder saugen die Erfahrung der Berge durch unser Tun auf. Sie kommen mit uns, wenn wir in den alpinen Garten müssen und erleben diese Umgebung dadurch auf die lehrreichste Art, die es gibt: Aufopferung. Mir ist wichtig, dass sie verstehen, dass es nicht einfach ist die eigenen Ziele zu erreichen, doch wenn man wirklich an etwas glaubt, dann ist in kleinen Schritten und mit vielen Opfern, alles möglich. Und wenn wir da oben, auf 1.800 Metern sind, ist es unglaublich zu beobachten, was die Kinder alles erfinden um sich die Zeit zu vertreiben. Sie müssen sich langweilen können, um kreativ zu werden. Manchmal beobachten wir sie, wie sie ein Baumhaus bauen, oder ein Feuer machen. Natürlich widmen wir ihnen unsere (wenige) Freizeit und wenn es machbar ist, wollen wir mit ihnen die Berge im wahrsten Sinne des Wortes erleben: wir übernachten dann in Schutzhütten, gehen Skifahren und vermitteln ihnen, dass die Berge nie eine einfache Erfahrung sind und, dass man sie in ihrer Rauheit und Schönheit respektieren muss.

 

Hast du eine Lieblingsjahreszeit?

Alle Jahreszeiten sind unglaublich berührend, aber die absolute Opulenz der Natur ist der Herbst. Ein ständiges Geschenk unglaublicher Dinge, wie Beeren und Spätblüher, die für mich wunderbare Zutaten sind, um vor dem Winter noch Energie zu tanken. Auch die Farben im Herbst sind unglaublich: die Weichheit der Lärchenzweige - zum Reinlegen; der Wind, der die Blätter bewegt; der erste Schnee, der die Wälder zu bedecken beginnt... Auch wenn er eine süße Melancholie mit sich bringt, würde ich sagen, dass der Herbst meine Jahreszeit ist.

 

Was darf in deinem Rucksack nie fehlen?

Eine Schere, ein Stoffbeutel und ein Paar Stiefel. Im Grunde genommen alles, was mir im Wald den Zugang zu dem ermöglicht, was ich entdecke. In jeder Ecke könnte eine wunderbare Überraschung versteckt sein.

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